Frankfurt, helau!

Mit bis zu 340 000 Zuschauern rechnet der Große Rat beim Fastnachtsumzug am Sonntag

Frankfurt Stolze 188 Zugnummern, davon 20 Motivwagen, 56 Komitee-Wagen, 36 Garden, 12 Spielmannszügen, 7 Kanonen und jede Menge Knolle: Am Sonntag, 11. Februar, um 12.21 Uhr setzt sich der große traditionelle Fastnachtszug durch die Frankfurter Innenstadt am Westhafen in Bewegung. Der Große Rat der Frankfurter Karnelvalsvereine erwartet 340 000 Zuschauer.

Ein Kraftakt, in jeder Hinsicht. Das fängt schon beim Thema Sicherheit an: Betonklötze als Straßensperren wird es diesmal nicht geben und auch keine Müllwagen. Stattdessen sorgen 34 „Fairguard“-Module für bestmögliche Sicherheit von Zugteilnehmern und Zuschauern. „Die Sicherheit aller ist uns absolut wichtig“, betont Zugmarschall René Fischer bei der Pressekonferenz im Prinzlichen Haus im Nordwestzentrum. Dass die Kosten allein dafür - ohne das dazugehörige Sicherheitspersonal und den Aufbau - bei 38 000 Euro liegen und damit einen großen Teil der seit 2020 enorm gestiegenen Kosten ausmachen, ist zwar nicht leicht für den Großen Rat der Karnevalsvereine, „aber nötig. Wenn die Fachleute sagen, dass wir das brauchen, machen wir es“, so Fischer. „Sicherheit geht vor, gerade in den heutigen Zeiten“, sagt Präsident Axel Heilmann.

Die Gesamtkosten für das närrische Vergnügen betragen 370 000 Euro - das sind satte 120 000 Euro mehr als noch 2020. Das Komitee des Großen Rats hofft noch auf einen Zuschuss der Stadt, weil der „Topf“ für die Sicherheit der Frankfurter Feste noch nicht im Magistrat beschlossen worden sei, von dem auch der Fastnachtszug finanziell gestützt werden könnte. Eigenkapital und Sponsorengelder müssen erst einmal herhalten. Die Stimmung bei Heilmann, Fischer und Vizepräsident Mario Wollnik ist trotzdem gut. Die Motivwagen sind weitgehend fertig und nehmen die Themen liebevoll ironisch auf die Schippe, die die Frankfurter beschäftigen. „Allen gut und keinem weh“ ist dabei das Motto, wenn künstliche Intelligenz auseinandergenommen wird, die sich prügelnde Politampel Alice Weidel und Sahra Wagenknecht in die Hände spielt, Dino Toppmöller als Dino auf Pokaljagd geht, Ministerpräsident Boris Rhein die Grünen mit einem eleganten Fußtritt entfernt oder Landwirte schnauben, weil die Subventionen von Minister Robert Habeck gestrichen werden. Auch das Waldstadion, das zur Fußball-EM anders heißen wird, ist dabei. Mit Bembel, schunkelndem Römer und einem dicken Herz auf dem Fußball.

 

Ohne Ehrenamt geht nichts

Vor und hinter den Kulissen sind 4262 Menschen am Fastnachtszug beteiligt, Polizei, Feuerwehr und Bautrupps nicht mal eingerechnet. Los geht’s pünktlich um 12.21 Uhr am Westhafen und von dort vier Kilometer quer durch die Innenstadt, bis der Zug gegen 16.30 Uhr auf dem Römerberg eintrifft.

Natürlich sind die Prinzenpaare dabei. Das Geschwister-Kinderprinzenpaar Tobi I. und Pia I. winkt und wirft Kamellen vom Dino-Wagen des Nordwestzentrums. Sein Tollität Michael VIII. und Ihre Lieblichkeit Marion III. werden das Motto „Im Herzen Europas, in Frankfurt am Main, feiern wir Fassenacht, wie kann’s anders sein!“ hochleben lassen. „Jetzt fehlt nur noch trockenes Wetter und Temperaturen über 0 Grad“, hoffen die Männer vom Großen Rat inständig.

Allein für Knolle, die in die Menge geworfen werden, hat der Große Rat 24 000 Euro in die Hand genommen. Der höchste Einsatz aber ist das Ehrenamt. „Ohne das ginge nichts“, so Heilmann. Jede Menge Wochenenden und Urlaubstage werden für die Fastnacht eingesetzt. „Der nächste Schritt wäre, das gesparte Urlaubsgeld zu spenden, damit wir weitermachen können“, sagt er flachsend. sabine schramek