Teurer Fastnachtsumzug in Frankfurt: Kosten für Sicherheit enorm gestiegen

Beim Frankfurter Umzug am Sonntag kommt erstmals die neue mobile Fahrzeugsperre Fairguard zum Einsatz. Sie soll mehr Sicherheit bieten, macht den Fastnachtsumzug aber teurer.

 

Frankfurt – Das Grauen lauert beim Großen Rat der Karnevalvereine im Keller. Der Dachverband der Frankfurter Fastnacht hebt nämlich die schönsten Figuren der vergangenen Fastnachtsumzüge auf. Vielleicht braucht man sie ja nochmal. Der britische Ex-Premier Boris Johnson steht dort, Angela Merkel, auch Donald Trump, der ja womöglich schon beim Umzug nächstes Jahr sein orangenes Haupt in die Frankfurter Innenstadt recken könnte.

 

Am Dienstag hat der große Rat aber den aktuellen Umzug vorgestellt. Der soll am Sonntag, 11. Februar, durch den Ort ziehen, da jagt dann ein Raptor namens Dino Toppmöller auf einem Motivwagen Pokalen hinterher, auf einem anderen streiten sich Ampelmännchen, die Profiteurinnen davon stehen feixend daneben. Ein erboster Landwirt bedroht eine Robert-Habeck-Figur mit der Mistgabel. Was nur wenige wissen: Die Bauernpappmaché war bei einem früheren Umzug Eintracht-Ex-Coach Adi Hütter.

Rund 300 000 Menschen flankierten 2023 den Fastnachtszug. Auch Ex-OB Feldmann war zu sehen. © Rolf Oeser

 

Fastnachtsumzug auf bewährter Route einmal um die Altstadt in Frankfurt und über den Römerberg.

 

Die Welt dreht sich weiter, die Frankfurter Fastnacht hält an Bewährtem fest. Der Zug nimmt die gleiche Strecke wie eh und je, einmal um die Altstadt und über den Römerberg, dort steht auch wieder die Ehrentribüne. Nur teurer wird das Spektakel, dafür dauern auch Auf- und Abbau etwas länger. Bereits um 5.30 Uhr beginnen die Vorbereitungen, da schleppt die Polizei Autos ab, die noch an der Strecke parken. Der Aufbau der neuen technischen Sperren namens Fairguard beginnt um 7 Uhr. Die Module haben eine Bodenplatte und eine Reihe Poller darauf.

 

Wenn ein Wagen darüber fährt, bohren sie sich hinein und bremsen ihn ab. Bei Tests haben sie einen Siebeneinhalbtonner nach zwölf Metern gestoppt. Dabei seien sie aber einfach zu versetzen, vom Fachpersonal, ließen so in Notfällen Rettungsfahrzeuge durch. Außerdem Kinderwagen und Fahrräder.

 

 

Neue Fairguard-Module mit Pollern für die Sicherheit beim Umzug in Frankfurt

 

Die Fairguard-Module lösen die Laster der FES ab, die bislang als Sperren der Gefahrenabwehr dienten. „Ein LKW ist keine zertifizierte Sperre“, sagt Zugmarschall René Fischer dazu. Nach dem Terroranschlag auf den Weihnachtsmarkt in Berlin 2016 habe man eine schnelle Lösung gesucht, wie so etwas zu verhindern wäre. „Aber das waren Provisorien“: die Betonpoller, die FES-Fahrzeuge. Von beiden können Teile absplittern und Menschen verletzen, zumal die zweiköpfige Mannschaft der FES-Wagen immer beim Fahrzeug sein muss. Nun dauert es halt etwas länger und braucht mehr Personal für Auf und Abbau.

Leihe und Anlieferung der Module kosteten 38 000 Euro. Dazu kämen noch die Security-Kosten für das Event selbst. „Seit 2020 haben wir bei der Sicherheit zusätzliche Kosten von mehr als 120 000 Euro“, sagt Mario Wollnik, Vizepräsident des Großen Rats. „Aber die Sicherheit der Menschen ist es uns das auch wert“, ergänzt Präsident Axel Heilmann. Er sei jedenfalls sehr froh, dass er bislang noch keine Pressekonferenz wegen eines Anschlags oder größeren Unfalls habe einberufen müssen. Das solle auch so bleiben.

 

Großer Rat zahlt 370.000 Euro für den Frankfurter Umzug

 

Der Etat ist damit allerdings bis zum letzten Euro ausgereizt. 370 000 Euro lässt der Rat sich den Umzug kosten, sagt Wollnik. Vor der Pandemie waren es noch um die 230 000 Euro. Das gehe nur dank langjähriger Partner und Sponsoren, sagt Heilmann. Alleine 24 000 Euro gibt man für Knollen aus, dass sind die Bonbons, Schokowaffeln und andere Leckereien, die von den Wagen ins Publikum fliegen. Das Budget „Frankfurts Feste sichern“ sei derzeit nicht mehr verfügbar, aus dem Topf haben Vereine Zuschüsse für Sicherheitsausgaben bei Festen erhalten.

 

Die Stadt suche einen Weg, den Fördertopf rechtlich einwandfrei wieder aufzulegen, sagt Heilmann. Bislang waren dort als eine Art Sondervermögen Mittel eingeflossen, die an anderen Stellen im Haushalt übrig waren. Dass das nicht so einfach geht, hat unlängst auch die Ampel in Berlin feststellen müssen. Dass die Stadt sich was einfallen lässt, davon ist der Rat überzeugt. Volles Vertrauen habe man, zumal OB Mike Josef „waschechter Karnevalist“ sei. „Er sieht, was wir mit unserem Ehrenamt leisten, wie viel Arbeit wir hineinstecken“, sagt Wollnik.

Klaa Paris träumt von der Liebe. © Rolf Oeser

 

Um 13.01 Uhr sollen die ersten Zugnummern auf dem Römerberg ankommen

 

Am Westhafen setzt sich der Zug schließlich um 12.21 Uhr in Bewegung, die Ankunft der ersten 188 Zugnummern auf dem Römerberg ist für 13.01 Uhr geplant. Vier Kilometer ist die Zugstrecke insgesamt lang, der Rat erwartet bis zu 340 000 Zuschauerinnen und Zuschauer. Sie sollen sich an 20 Motivwagen erfreuen, 36 Garden bei Tanz zusehen, zwölf Kapellen und Spielmannszügen lauschen. Polizei und Feuerwehr stehen bereit, falls doch mal was passiert. Das Technische Hilfswerk fährt ebenfalls im Zug mit.

 

Zum Wochenende gehören weitere Programmpunkte. Freitag, 9. Februar, beginnt um 11 Uhr der Fastnachts-Jahrmarkt an der Hauptwache. Der Kinderumzug von der Hauptwache zum Römerberg (über Zeil, Hasengasse und neuer Altstadt) folgt am Samstag, 10. Februar. Ab 11.30 Uhr ist Programm, um 12.11 Uhr setzt sich der Kinderumzug in Bewegung. Dann steht auf dem Römerberg der Rathaussturm an. Im Dialog muss der OB zeigen, wie viel Fastnacht tatsächlich in ihm steckt, wie schlagfertig er ist und wie er mit der närrischen Gesellschaft verhandelt. „Da wird er mal anders geprüft“, sagt Heilmann. Noch hat Josef keinen eigenen Pappkopf auf einem Motivwagen, so wie sein Amtsvorgänger.

 

Bembel und Waldstadion dürfen bei der Frankfurter Fastnacht nicht fehlen

 

Eine besondere Ehre widerfährt dagegen dem Frankfurter Waldstadion. Das darf auf dem Motivwagen zur Europameisterschaft mitfahren. Als Waldstadion, nicht Park oder Frankfurt Arena oder irgendwie dubios benamt. Kein Wunder, dass das Papp-Römer-Rathaus auf dem Wagen darob fröhlich lacht und ungefähr achtmal sympathischer wirkt als das original-EM-Maskottchen, das aussieht wie eine Kugel Schokoeis in der Waffel.

 

Und das Beste: Der Große Rat hat sogar einen lachenden Bembel auf den Wagen schmuggeln können, obwohl Apfelwein nicht zu den offiziellen Uefa-Vertragsgetränken gehört. Ist halt ein Nationalgetränk, scherzt Heilmann. (George Grodensky)